Ein Wochenende
Charlotte Wood
In Australien treffen sich drei Freundinnen im fortgeschrittenen Alter wie jedes Jahr, um gemeinsam die Weihnachtstage zu verbringen. Doch statt miteinander zu feiern und zu entspannen steht diesmal die Räumung von Sylvies Haus im Vordergrund. Sylvie, die Vierte im Bund, vor einigen Monaten verstorben, deren Nachlass sortiert und verteilt werden soll, bevor das Haus zum Kauf angeboten wird.
Schon bei der getrennten Anreisen wird ersichtlich wie unterschiedlich die Freundinnen sind. Die wohlstrukturierte, aufrechte ehemalige Gastronomin Jude, die umsichtig und vorausschauend exakt das einpackt, was sie und ihre Freundinnen die nächsten Tage brauchen werden und im Vorfeld schon einen groben Plan bezüglich der anstehenden Arbeit entwirft. Dann die Schriftstellerin Wendy, deren Auto unterwegs den Geist aufgibt, während sie versucht ihren alten, dementen und inkontinenten Hund zu beruhigen, von dem sie sich ebenso wenig trennen kann wie von den Erinnerungen an ihren vor langem verstorbenen Mann. Schließlich noch Adele, eine Schauspielerin, deren besten Zeiten schon ewig hinter ihr liegen (was sie sich nur ungern eingesteht), deren Beziehung soeben gescheitert ist und die finanziell vor dem Abgrund steht.
Schon bald wird ersichtlich, wie sehr die jeweiligen Lebensentwürfe miteinander kollidieren, wie sehr das fragile Gleichgewicht ihres lebenslangen Freundeskreises durch Sylvies Tod ins Wanken geraten ist. Jude, Wendy und Adele verleben ein Wochenende voller Abschiede und Verluste, nehmen aber auch die Perspektiven wahr, die sich daraus ergeben.
Kerstin Schneider