Rückblick

Alexander Oetker liest aus seinem Krimi "Retour"

Es ist die Woche der deutsch-französischen Freundschaft in Schrobenhausen und ein Hauch savoir-vivre weht durch die Stadt. Ein Hauch dieses berühmten französischen Lebensgefühls, das Licht und Wärme verspricht, erreichte nun auch die Buchhandlung an der Stadtmauer. Hier las am vergangenen Dienstag Abend der Berliner Journalist und Autor Alexander Oetker aus seinem aktuellen Buch "Retour - Luc Verlains erster Fall" und gab einen kurzen Einblick in den zweiten Band dieser Reihe "Chateau Mort", der im März in die Buchhandlungen kommen wird.

Lässig steht Oetker vor seinem Publikum, die Hände tief in die Taschen seiner Jeans vergraben, die Schultern leicht hochgezogen, grinst er spitzbübisch seine Zuhörer an und  sortiert schnell noch seinen dicken blauen Schal, der weniger dem französischen Stilbewußtsein, als vielmehr der üblen Erkältung geschuldet ist, die Oetker an diesem Abend plagt. Beinahe hätte er die Lesung absagen müssen, jetzt ist er froh, dass er trotz Krankheit gekommen ist in "diese wunderwunderschöne Buchhandlung, diesen ganz besonderen Wohlfühlraum, der hier geschaffen wurde" und natürlich zu seinen Zuhörern, die an diesem Abend so zahlreich erschienen waren, dass Oetker "ganz sprachlos" zu werden drohte. Glücklicherweise war das nicht der Fall, ganz im Gegenteil, Oetker las trotz Schniefnase und Husten launig, lässig und sehr unterhaltsam aus seinen Krimis um den französischen Polizisten Luc Verlain, während er zwischendurch immer wieder an seinem Erkältungstee nippte, mit dem ihn Theresa Feuersinger, Inhaberin der Buchhandlung an der Stadtmauer, fürsorglich versorgte.

Die Aquitane-Krimis des Berliner Autors bieten alles, was der Leser von einem französischen Krimi erwarten darf: viel Lokalkolorit, unfassbar schöne Landschaften, excellentes Essen und eigenwillige Typen. Mit Luc Verlain hat Oetker ganz bewusst einen Kommissar geschaffen, der ein Genußmensch ist, der gerne und viel ißt, guten Wein zu schätzen weiß und überhaupt den schönen Dingen des Lebens sehr zugetan ist. "Ich wollte keinen traumatisierten Kommissar, keinen, der sein tristes Dasein mit Alkohohl oder Drogen oder beidem bewältigt, diesen Typus haben die skandinavischen Krimiautoren schon perfekt abgedeckt", erklärt er augenwinkernd seinen Zuhörern. Doch nicht nur die französische Lust am Leben hat es dem Autoren, der selbst jahrelang in Frankreich als Journalist lebte und arbeitete, angetan. Besonders die Landschaft der Aquitaine hat den Berliner beeindruckt. Die endlosen weißen, feinen Sandstrände, das türkisfarbene Meer, der strahlend blaue Himmel und auf der anderen Seite die sattgrünen Weinberge - diese Region ist so "schön und abwechslungsreich wie keine andere in Frankreich", schwärmt Oetker und plaudert bereitwillig aus dem Nähkästchen, wie er als junger Journalist in Frankreich immer emsig "die Lokalzeitungen durchforstet hat nach guten Geschichten aus dieser Region. Die haben wir dann der Chefetage schmackhaft gemacht und dann hieß es raus aus Paris, das im Sommer auch sehr anstrengend sein kann und rein in die schönste Region Frankreichs und ran ans Meer."

Doch nicht nur die landschaftlichen Besonderheiten, auch die kulinarischen Genüsse lockten ihn in die Region um Bordeaux. Schließlich stammen die teuersten, edelsten Weine der Welt von hier und jedes Jahr werden tonnenweise Austern geerntet. "Denn kein Franzose kann sich vorstellen, Weihnachten ohne Austern zu feiern. Unmöglich." Diese Meerestiere könnten auch in einem Folgeband der Luc-Verlain-Reihe eine große Rolle spielen. Immerhin werden jährlich "massenhaft Austern gestohlen, da gibt es mittlerweile eine Spezialeinheit bei der französischen Polizei, die ausschließlich dafür da ist, die Austern zu bewachen", erläutert Oetker und Hartmut Giehl, Organisator der deutsch-französischen Woche, ergänzt, er habe "sogar schon von austernförmigen Bewegungsmeldern gelesen, die Alarm schlagen, wenn sie entfernt werden". 

Überhaupt entspannt sich an diesem Abend schnell ein Dialog zwischen Zuhörern und Autor, der sich trotz starker Erkältung tapfer den Fragen seines Publikums stellt. Einige der anwesenden Zuhörer haben bereits in der Region ihren Urlaub verbracht und erkennen bestimmte Lokalitäten wieder, wie das Restaurant "Chez Heidi", das seit Urzeiten von einer deutschen Auswanderin geführt wird und in dem im Hochsommer gegrillte Schweinshaxen serviert werden und das dennoch auch von Franzosen gerne besucht wird, denn schließlich gibt es hier "echtes deutsches Bier."

Die Lesung dieses Abends ist wie die Aquitaine - abwechslungsreich, bunt und sehr interessant. Voller Leben, Vielfalt und Besonderheiten - "da kann ich noch viele, viele Bände schreiben, soviel Themen bieten sich hier an", verspricht der Autor augenzwinkernd, während er zum Abschluß des Abends immer noch gut gelaunt die Bücher für seine Zuhörer signiert.

Zurück


Weitere Veranstaltungen