Die Vegetarierin

Han Kang

Han Kang: Die Vegetarierin
ISBN 978-3-351-03653-9
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"Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv. (…)  So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestoßen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten."

So der erste Satz des Romans und zugleich ein erster Verweis darauf, wie Yong-Hye von ihrem Mann gesehen wird: unscheinbar, gewöhnlich, schlicht durchschnittlich. Die beiden sind seit fünf Jahren verheiratet und führen eine nüchterne, leidenschaftslose Ehe. Yong-Hye fügt sich ihrer Rolle als Hausfrau, kocht täglich für ihren Mann und frägt nicht nach, wenn er mal wieder später aus dem Büro kommt. Und genau nach einer solchen Frau hat er gesucht, er, der unter starken Selbstzweifeln leidet und dessen einziges Ziel im Leben war, eine der durchschnittlichsten Frauen zu heiraten. Doch das scheinbar harmonische Gleichgewicht der Ehe scheint gefährdet, als Yong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt zu entfernen. Hier setzt die Verwandlung an: Yong-Hye verliert zunehmend an Gewicht, schläft kaum mehr und verschreibt sich gänzlich der Symbiose von Mensch und Natur. Die schlichte Erklärung für ihren Entschluss lautet: „Ich hatte einen Traum.“

In drei Kapiteln erzählen Yong-Hyes Mann, ihr Schwager und schließlich ihre Schwester aus unterschiedlichen Perspektiven von der Verwandlung einer Frau, die entschieden mit ihrem Leben als unscheinbare koreanische Hausfrau bricht, um ihrer Obsession zu folgen, Menschen- und Pflanzenreich zu vereinen. 

Daniela Mahl

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