Alle meine Freunde haben wen umgebracht
Curtis Dawkins
An Halloween 2004 hat Curtis Dawkins, verkleidet als Gangster, ausgestattet mit einer echten Waffe und unter dem Einfluss von Crack und Alkohol einen Mann getötet, einen weiteren als Geisel genommen. Seine Strafe: lebenslänglich.
Mit „Alle meine Freunde haben wen umgebracht“ hat er einen Kurzgeschichtenband aus dem und über das Leben im Gefängnis vorgelegt. Der Titel ist der einzige Hinweis auf die begangenen Verbrechen, die nicht weiter thematisiert werden. Dawkins stellt alltägliche Gefängnissituationen dar, die Aneinanderreihung langweiliger, eintöniger Tage, deren Highlight das Fernsehen darstellt – egal ob Quizshows, Sportreportagen oder Dailysoaps.
In 14 Geschichten, in deren Mittelpunkt immer wieder andere Mitinsassen stehen, lässt er uns an deren Leben teilhaben. Dawkins verzichtet auf Erklärungen oder Entschuldigungen, vielmehr zeigt er die Versuche mit der selber verschuldeten Situation zurechtzukommen. So zum Beispiel in „Eine menschliche Nummer“: ein Häftling macht Gebrauch von seinem Anrufsrecht. Da er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hat, wählt er auf´s Geratewohl verschiedene Nummern. So kommt er immer wieder in Kontakt mit Leuten aus der Welt „da Draußen“, mit Leuten die ebenso einsam sind wie er und bereitwillig aus ihrem Leben erzählen.
„Alle meine Freunde haben wen umgebracht“ ist nicht die übliche reißerische und gewaltüberfrachtete Knastliteratur. Vielmehr wird hier die Unmenschlichkeit der Masseninhaftierung in den USA aufgezeigt, die nicht selten in Depression und Selbstmord endet.
Kerstin Schneider