Christopher Kloeble
Das Museum der Welt
Am 20. September 1854 brachen die deutschen Brüder Robert, Hermann und Adolph Schlagintweit zu einer dreijährigen Forschungsreise durch das bis dahin weites gehend unerforschte Indien auf. Es war eine der teuersten und aufwendigsten Expeditionen der Neuzeit bei der die drei Brüder, unterstützt von Alexander von Humboldt und finanziert von der britischen East India Company, fast 40.000 Objekte sammelten, einen neuen Höhenrekord aufstellten, in bislang unentdeckte Regionen vordrangen und unzählige Erkenntnisse in vielen Wissenschaftsbereichen gewannen.
Möglich war dies alles nur durch die Hilfe und Unterstützung zahlloser indischer Begleiter. Stellvertretend für die mehr als einhundert Gehilfen, erzählt der Autor in diesem Roman die Geschichte des fiktiven Waisenjungen Bartholomäus, der die Brüder Schlagintweit auf ihrer langen Reise begleitete.
Der 12jährige Waisenjunge, der unter der Obhut eines deutschen Missionars aufwuchs, erzählt die Geschichte der Expedition aus seiner Sicht mit entwaffnender Offenheit, teilweise naiv und mit großem Charme. Bartholomäus verfolgt bei der Forschungsreise auch sein eigenes Ziel: er hat sich vorgenommen, das erste Museum der Welt zu gründen und sammelt dafür nicht nur außergewöhnliche Objekte, sondern auch Melodien, Gefühle oder Erinnerungen.
Ein historischer Abenteuerroman, erzählt aus der Sicht eines Jungen – lehrreich, unterhaltsam, detailgenau, spannend und sehr charmant.
Sylke Baumann-Zielke