Das geheime Manuskript des Hermann Freytag
Henrik B. Nilsson
Vor dem Hintergrund der Papstwahlen 1903 tauchen wir ein in das Leben in Wien im Jahre 1910. Hermann Freytag, vor kurzem von seiner Frau verlassen (sie fand ihn zu reaktionär, ängstlich, negativ), pensionierter Lektor, vertrödelt seine Tage mit gelegentlichem Schachspiel und ausgedehnten Kaffeehausbesuchen. Seinen eigentlichen Traum, das Schreiben eines eigenen Romans scheint er weit hintenangestellt zu haben. Stattdessen hadert er mit den modernen Zeiten, sein einziges Zugeständnis an die Jetztzeit ist ein Esperantokurs, den er kürzlich belegt hat. Als sein ehemaliger Verleger ihn bittet, das neue Manuskript von Bestsellerautor Boris Barsch zu überarbeiten, willigt er widerstrebend ein. Unerlaubterweise reicht Freytag das Manuskript an seinen Bekannten Signori weiter, der ihn anschließend drängt, eine Veröffentlichung des Romans zu verhindern.
Im Jahr 1910 ist unsere Alltagshektik noch ein Fremdwort und ebenso erzählt Nilsson: ruhig, konzentriert und trotz allem herrlich spannend.
Kerstin Schneider